Home > Aktuelles > Altbundespräsident Gauck: „Kämpferische Toleranz nötig“

Joachim Gauck, der von 2012 bis 2017 Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland war, hat sich während seiner Amtszeit für die Interessen von Senioren starkgemacht. Als Ehrengast einer Benefizveranstaltung im Fuldaer Stadtschloss am 7. April 2022 zugunsten von „daHeim im Leben“ sprach er zum Thema Toleranz in schwierigen weltpolitischen Zeiten.

Tanit Koch, ehemalige BILD-Journalistin, diskutierte mit Gauck über die aktuelle politische Lage in der Ukraine, außerdem erörterte Gauck den Wert der Toleranz – anhand der jüngsten Geschichte Deutschlands sowie philosophisch. Gleichgültigkeit sei keine Option, man müss die eigene Position vertreten, auch eine „kämpferische Toleranz“ sei nötig. Es gebe auch eine Intoleranz des Guten, eine Dekonstruktion der Wirklichkeit. Die gesellschaftliche Aufgabe im Diskurs sei klar umrissen: miteinander reden, die Angst nehmen, klar machen, dass alle Bürger und nicht Untertanen sind.

In Gesellschaften gebe es, so Gauck, einen Anteil von rund 33 bis 44 Prozent der Bürger, die eine autoritäre Grunddisposition hätten. Diese fühlten sich häufig nicht gut repräsentiert – während sich eine wesentlich kleinere Gruppe, die für Wandel, Aufbruch und Veränderungen eintreten, gut repräsentiert sähe. Was passiere, wenn es zwischen extremen politischen Lagern keine Kommunikation mehr gibt, könne man in den USA oder auch in Polen beachten: Dann ginge ein Riss durch die Gesellschaft, die Fronten verhärteten sich.